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-   -   Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren? (https://www.tektorum.de/studium-ausbildung/6124-lohnt-heutzutage-noch-architektur-studieren.html)

noone 17.12.2009 12:30

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Aha - wie soll denn ein Bürojob ohne Orga/Ablage und Telefonieren aussehen???

Zum Thema: wie ich bereits gesagt habe, kann man Gehälter einfach nicht pauschalisieren, sondern muss sie immer im Zusammenhang des generierten Umsatzes analysieren.

Wer Geld verdienen will, kann das auch in der Baubranche - der muss halt in die Projektsteuerung bzw. -entwicklung. Dort sind gute Gehälter die Regel und nicht die Ausnahme.

Wer Planen will, muss mit dem Übel der unbezahlten Überstunden zurechtkommen. Es ist leider so, dass man nicht für eine Entwurfsaufgabe, die ein relativ knappes Budget generiert, hunderte von Arbeitsstunden bezahlt bekommt, nur weil man irgendwo noch über Flächenbündigkeit und Sichtbezüge überlegt.

Wer herausragende Architektur machen will, muss hart dafür arbeiten, sprich unbezahlte Überstunden. Wer lukrative Architektur machen will, der muss in kürzester Zeit rational-wirtschaftlich entwerfen. Dass durch die verschobene Schwerpunkte dadurch keine herrausragende Architektur entstehen kann, muss in Kauf genommen werden.

Wer sich mit 1.500 Brutto im Büro arbeitet, sollte sich schleunigst um einen neuen Job bewerben. Solche Gehälter muss man, wenn man normal Kompetent und talentiert ist, nur im ersten Jahr als Absolvent hinnehmen.

Bei dem populären Beispiel der BWL sollte man dann auch mal jemanden der bei LIDL arbeitet mit einem Banker vergleichen.

Kann die Diskussion durchaus nachvollziehen, man sollte aber trotzdem vermeiden, persönlichen Frust über die eigene Stelle in die Berufsbeschreibung einzubeziehen.

Ich selbst habe durch die Arbeit (habe bisher in 8 Unternehmen (inkl. Praktika) gearbeitet) gemerkt, dass die Jobs je nach Unternehmen in allen Punkten von Bezahlung bis Aufgaben sehr stark variieren. Heute würde ich bei einer Bewerbung viel stärker auf die Arbeitsweise bzw. die Aufgabenbereiche im Büro achten. Gerade in der Architektur muss man relativ gut zum Büro passen, ansonsten wird man keine Freude an der Stelle haben.

Kieler 17.12.2009 12:44

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
sorry, Smilie vergessen!
Mein augenzwinkernder Hinweis ging in die Richtung, dass viele Leute sich
vielleicht ein falsches Bild vom Architektenberuf machen.
Ich, als selbständiger Architekt in kleinem Büro, komme so gut wie nie dazu
irgendwie kreativ (im Sinne des Verständnisses von Kreativität der
Diskutierenden hier) zu arbeiten.
Die Abwicklung eines Bauprojektes beinhaltet sehr viel mehr administrative
Tätigkeiten als 8b-Aktionen... ;)

Archiologe 17.12.2009 13:02

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von Kieler (Beitrag 36812)
Ich, als selbständiger Architekt in kleinem Büro, komme so gut wie nie dazu
irgendwie kreativ (im Sinne des Verständnisses von Kreativität der
Diskutierenden hier) zu arbeiten.

Laß mich raten,..deinen kreativen Neigungen läßt du hauptsächlich nach der Arbeit, beim Malen und Töpfern in der Volkshochschule, freien Lauf, richtig? :D;)

Kieler 17.12.2009 13:43

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Für einen selbständigen Architekten in kleinem Büro gibt es keine Zeit nach der Arbeit :D

Archimedes 17.12.2009 17:46

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von timtonnendach (Beitrag 36809)
Zudem meine ich, dass gerade die besten Entwerfer, die ich kenne (zumindest die, bei denen der Entwurf ohne technisches Interesse ablief und die dafür dann die preisgekrönten Entwürfe bastelten) jetzt in der Regel in schicken Büros Wettbewerbe machen, dabei einen Hungerlohn - vor allem gemessen an der Anzahl der Überstunden - verdienen und sich einer riesigen Konkurrenz von unverbrauchten nachrückenden Absolventen ausgesetzt sehen und dass es von denen dann ja auch nur ein Bruchteil schafft, in eine leitende oder entwurfsbestimmende Position zu kommen, in der man dann ausreichend Geld verdient und sich vor allem eine Zukunft sichern kann!

Diese Leute können mir nicht leid tun, denn die haben nach dem Studium einfach das getan was sie im Studium "gelernt" haben und nicht mehr: Entwerfen

Mag sein, daß es noch reine Entwurfsarbeitsplätze gibt, aber in meinen Augen gehört deutlich mehr zum Architekten und zur Architektur. Leider wird das manchen Leuten viel zu spät gesagt.

Wie Kieler schon angedeutet hat, ist die Kreativität in punkto Gestaltung im Job doch relativ begrenzt. Es gibt sie, aber immer nur in gewissen Phasen, zumindest wenn man sich auch selbst um die Umsetzung kümmert und nicht anderen den "schwierigen" Teil überläßt.
Kreativität in Umgang mit täglichen Problemen, Baumängel, Verordnungen, Büroorganisation und Finanzen ist hingegen das, wo ein Architekt sich wirklich fit machen muß.

Will aber sicher niemand hören, der vor der Entscheidung steht einen kreativen Beruf zu erlernen.

timtonnendach 17.12.2009 18:33

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 36819)
Diese Leute können mir nicht leid tun, denn die haben nach dem Studium einfach das getan was sie im Studium "gelernt" haben und nicht mehr: Entwerfen

Mag sein, daß es noch reine Entwurfsarbeitsplätze gibt, aber in meinen Augen gehört deutlich mehr zum Architekten und zur Architektur. Leider wird das manchen Leuten viel zu spät gesagt.


mir tut das auch nicht Leid - eigentlich fand ich das schon im Studium furchtbar, wenn jemand sich kein Stück für das eigentliche bauen interessierte (von Kosten über Statik bis zur Werkplanung, die ich eigentlich für einen der interessantesten und am Ende auch für das Endergebnis am wichtigsten seienden Aspekte des Bauens halte).

Naja, jeder wie es ihn glücklich macht - ich bin eigentlich ganz froh, dass man nicht nur kreativ sein muss! Immerhin sind wir ja Diplom-Ingenieure! :)

Mit freundlichen Grüßen
Timtonnendach

June 25.12.2009 21:23

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
ich bin auch am überlegen ob ich architektur studieren soll und ich habe schon sehr viele diskussionen durchgelesen. bei den meisten anmerkungen habe ich mir gedacht, das sind dinge die ich mir aneignen kann oder dinge die mir sogar schon liegen. auch sie rarität gut bezahlter jobs ist mir bewusst.
doch leute ihr habts geschafft mir richtig richtig richtig muffensausen zu machen. das klingt alles so unglaublich pessimistisch. gibt es auch sachen weswegen ihr es auf jeden fall empfehlen würdet architektur zu studieren?
lg, June

Tobias 29.12.2009 10:44

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Hallo June,

was du auf jeden Fall nicht machen solltest, dir deine Meinung ausschließlich in Internetforen zu bilden. Egal in welchen Foren man sich tummelt, die Zahl der Pessimisten und Miesmacher ist hier in der Regel höher als die der Optimisten. Wem es gut geht, schreibt darüber nichts in Foren, vor allem wer unzufrieden ist und Verstädnis sucht, nutzt diese Medien.

Natürlich gibt es auch eine Vielzahl von positiven Aspekten, weswegen man Architektur studieren sollte. Nicht ohne Grund tun dies heute immer noch sehr viele. Klassische Arbeit als Architekt findet man zwar, jedoch ist hier die Entwicklungsmöglichkeit und die Verdienstmöglichkeit nicht die Beste. Natürlich macht es Spaß, ein Bauwerk vom ersten Federstrich bis zur Übergabe an den Bauherren zu begleiten, jedoch ist das Berufsfeld des Architekten heute viel größer.
Es gibt Gutachter, die sich im Bereich der Bauschäden ihr Brpt verdienen. Projektentwickler treiben große Projekte voran und kümmern sich mehr um die wirtschaftlichen und kaufmännischen Aspekte, ein ehem. Studienkollege entwirft mittlerweile die Umgebung und Gebäude in PC-Spielen, usw.
Das Studium der Architektur bietet dir nach Abschluß eine recht breite Palette und Arbeitsgebieten, wie ich die nur aus dem Bereich BWL und VWL kenne.
Die Grundqualifikation eines zukünftigen Architekten solltest du auf jeden Fall haben, und dazu gehören u.a. dreidimensionales Vorstellungsvermögen, Durchsetzungs- und Überzeugungskraft, zeichnerisches und künstlerisches Geschick, mathematisches Verständnis usw.

Archiologe 29.12.2009 11:34

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von Tobias (Beitrag 36907)
Hallo June,

was du auf jeden Fall nicht machen solltest, dir deine Meinung ausschließlich in Internetforen zu bilden. Egal in welchen Foren man sich tummelt, die Zahl der Pessimisten und Miesmacher ist hier in der Regel höher als die der Optimisten. Wem es gut geht, schreibt darüber nichts in Foren, vor allem wer unzufrieden ist und Verstädnis sucht, nutzt diese Medien.

Foren sind aber auch dafür da, Mitmenschen zu warnen und Misstände aufzuzeigen. Natürlich sind es vorallem Betroffene, die über Ungereimtheiten berichten. Keine Mensch schreibt in einem Verbraucherschutzforum, wenn er nicht vorher z.B. von einer dubiosen Firma abgezockt wurde. Warum auch!.

Aber in diesem Forum sind ja nach meinen Erfahrungen genügend Optimisten am Start :D und so kann sich offentlich jeder seine eigene Meinung bilden.

June 30.12.2009 14:33

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Ok...das klingt doch schon mal gar nicht so schlecht...
Ich werde auf jeden fall erst mal ein paar praktika machen um mich mehr zu informieren. ich hätte da aber noch eine frage:
Wie schwer ist es sich als architekt (vorallem architektIN) erfolgreich selbstständig zu machen? sind frauen da sehr benachteiligt?
Lg, June

Archimedes 30.12.2009 20:10

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von June (Beitrag 36929)
Ok...das klingt doch schon mal gar nicht so schlecht...
Ich werde auf jeden fall erst mal ein paar praktika machen um mich mehr zu informieren. ich hätte da aber noch eine frage:
Wie schwer ist es sich als architekt (vorallem architektIN) erfolgreich selbstständig zu machen?

Es ist sicher schwierig, da Du unbedingt bezahlte Aufträge brauchst um einen Start zu schaffen. In fast allen Fällen spielen gute Kontakte oder ein starkes finanzielles Polster die entscheidende Rolle. Die Wenigsten schaffen es ohne diese Faktoren. Aber das ist auch in anderen Branchen üblich.

Zitat:

Zitat von June (Beitrag 36929)
sind frauen da sehr benachteiligt?

Jein, würde ich da als Mann sagen. In der Planung sind Frauen häufig akzeptiert und auf jeden Fall gleichberechtigt. Bei der Bauleitung, die ca. 50% vom der Gesamtmission ausmacht, haben sie oft noch zu kämpfen.

June 31.12.2009 17:17

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
in welcher hinsicht kämpfen?

Archimedes 02.01.2010 23:52

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von June (Beitrag 36947)
in welcher hinsicht kämpfen?

Sich Respekt bei den Handwerkern, Unternehmern und anderen Fachleuten (hauptsähclich Männer) erkämpfen.
Ist nichts für Zartbeseitete. :D

noone 03.01.2010 20:51

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
dafür kann ich nur sagen,dass Frauen bei der Akquise im Vorteil sind.... lol

Archimedes 04.01.2010 12:24

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 36970)
dafür kann ich nur sagen,dass Frauen bei der Akquise im Vorteil sind.... lol

:D

Würde ich nicht so sehen. Hängt aber sehr von der einzelnen Persönlichkeit ab.
Der Bauherr muß sich beim Architekten (fachlich) gut aufgehoben und sicher betreut fühlen. Optische Reize und nettes Geplaudere spielen doch eher eine untergeordnete Rolle zumindest wenn man direkt mit dem Eigentümer/Investor zu tun hat. Projektleiter oder Mitarbeiter in Führungspositionen, die nicht ihr eigenes Geld ausgeben, lassen sich da vielleicht eher beeinflussen.
Wenn das Gesamtpaket stimmt, ist es aber sicher kein Nachteil.

:D

Archiologe 22.01.2010 10:26

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Hallo an alle,

habe in einem anderen Forum einen tollen Alltagsbericht über das Berufsleben eines Architekten gefunden. Weiß zwar jetzt nicht genau, ob ich ihn hier als Zitat veröfftentlichen darf, aber ich mach es jetzt gerad einfach mal, weil er so gut geschrieben ist. Wenn es rechtliche Bedenken gibt, werde ich ihn wieder löschen.


Zitat:

Von: leipziger

Mit 23 hatte ich mein Architektur FH-Diplom in der Tasche. Die Hochschule braucht nicht genannt werden, denn letztlich unterscheiden sich die Ausbildungen nicht wirklich. Gemeinsam haben sie jedoch eines: Sie sind viel zu künstlerisch (entwerfen, entwerfen, entwerfen.....) wohingegen Dinge z.B. betriebswirtschaftlicher Art, die im Beruf helfen würden, nicht angesprochen werden. Das Studium ist mir im Nachhinein gesehen leicht gefallen. Wir waren eine "Dreiergruppe", die zuverlässig an allen Themen dran blieb. Klar habe ich vor Tragwerkslehre-Klausuren wie verrückt gebüffelt, und Baustofflehre war trotzdem nur eine Drei minus. Und die Entwurfsnoten konnte ich freilich nicht immer nachvollziehen. Ich erinnere mich nicht, dass ich jemals eine Klausur hätte wiederholen müssen. Sei es drum.

Ich hatte schließlich offenbar das beste Diplom des Jahrgangs, jedenfalls erhielt ich den "Dekanspreis" (ein Buch und eine Urkunde). Direkt nach der Präsentation des Diploms fragte einer der Professoren (damals schon über 60 Jahre alt), den ich bis dahin nur dem Namen nach kannte, ob ich bei ihm arbeiten wollte. Am nächsten oder übernächsten Tag klingelte morgens um 9 Uhr - ich lang noch im Bett- das Telefon, und ein Mitarbeiter des Büros wollte einen Termin für das Vorstellungsgespräch abstimmen, ohne dass ich selbst irgendwie tätig geworden wäre.
Soweit, so gut, zwei Wochen später, Anfang August war mein erster Arbeitsstag in diesem "Spararchitekturbüro", damals in dem markantesten "Hochhaus" einer ca. 100km entfernten Großstadt. Ich bekam ein Gehalt von 4000 DM(!) brutto , damals ein Haufen Geld, wie ich fand. Es gab sogar Urlaubsgeld, an die Höhe erinnere ich mich nicht mehr. Weihnachtsgeld wurde letztlich nie gezahlt, obwohl dies im Vertrag "bei Betriebsüberschuss" vorgesehen war.

Ich war in einer Architektur-Fabrik gelandet. Alle anderen waren auch Berufsanfänger. Damals habe ich mir dabei natürlich nichts gedacht, ich fand es eher gut. Über uns wachte eine Projektleiterin, die man, wie ich erst sehr viel später gehört habe, aus bestimmten Gründen auch passend "Eule" nannte.
Ich fand in der neuen Großstadt, die ungelogen zu den hässlichsten Deutschlands gehört, eine günstige, wenn auch nicht besonders schöne Wohnung, so dass ich nicht mehr täglich meine 100 km mit dem Zug fahren musste. Am Wochenende fuhr ich weiterhin nach Hause.

Ich bearbeitete mit ca. 10 anderen ein Großprojekt in Süddeutschland. Jede Woche gab es eine Projektbesprechung, an der die Projektleiterin meist alleine Teil nahm. Zu diesen Terminen mussten immer aktuelle Pläne ausgedruckt werden. Am Vorabend gab es immer besonders viel Stress. Ich bekam immer mehr Themen auf den Tisch, unbezahlte Überstunden fielen jeden Tag an, die Kollegen kam und gingen. Zwischendurch drohten wir aus dem Projekt herausgeworfen zu werden, das Projekte drohte mehr als einmal aus politischen Gründen ganz zu scheitern. Zwischendurch musste ich in einem anderen Büro des gleichen Chefs Wettbewerbe schruppen. Vor den Wettbewerbs-Abgaben war auch hier totale Hektik, das ging soweit, dass ich einmal im Eifer des Gefechten beim Abholen von Plänen im Berufsverkehr bei Knallrot über eine Kreuzung fuhr - ich hatte mal wieder unerhörtes Glück. Die Wettbewerbe wurden von dem Professor selbst betreut. Hatte man einen Termin mit ihm z.B. um 17Uhr, konnte man sicher sein, dass er niemals vor 19 Uhr auftauchen würde. Sehr oft rief man an, und er kam dann z.B. erst um 20 Uhr und korrigierte einen dann noch 2 Stunden.
Nach 3 Monaten ging das große Projekt verschärft weiter. Bald sollte gebaut werden. Es wurden die Pläne weiter gezeichnet, geändert, mit den Fachplanern (Haustechnik) abgestimmt, ein halbes Jahr lang haben wir nur Schalpläne geprüft. Manchmal musste ich nun auch mit nach Süddeutschland, 600km mit dem Auto, ohne Übernachtung, ein Horror, vor allem, weil in den Beratungen ein ausgesprochen mieses Klima herrschte, immer. Wir wurden vom Bauherrn und Projektsteuerer beschimpft usw. Irgendwann prüften externe Rechtsanwälte unsere Planung, freilich war das Resultat, dass angeblich erhebliche Defizite festzustellen seien. Der Haustechniker wurde 2x gewechselt (Rausschmiss durch Bauherr).

Obwohl unser Büro mit der Bauleitung nicht beauftragt wurde (der Professor klagte dagegen), waren wir bis zur Fertigstellung mit dem Bau befasst. Erst in den letzten Wochen vor der Einweihung hörte die Flut von Anfragen auf. Immer wieder war angeblich die schlechte Planung, die wir Berufsanfänger verzapft hatten, schuld an allen Bauverzögerungen, Mehrkosten usw, usw. Unsere Projektleiterin kommunizierte uns das auch so, so dass wir immer mehr unter Druck gerieten. Ich zeichnete z.B. monatelang nur Deckenspiegel und stimmte diese Raum für Raum mit den Fachplanern ab. Aufgrund des Stresses wurde die Kommunikation mit den Kollegen und Kolleginnen nicht einfacher - wirkliche "Freunde" hatte ich unter den Arbeitskollegen nicht.

Schon vor Fertigstellung hielt ich es nicht mehr aus. Ich wollte zurück an die Uni, und noch einen Aufbaustudiengang machen. Mit Hilfe der Projektleiterin und der allgemeinen Tendenz, dass das Büro in diesem Projekt Mitarbeiterkosten einsparen musste oder wollte (wir hatten also angeblich uneffektiv gearbeitet) konnte ich meine Arbeitszeiten auf 3/4 reduzieren und mit der gewonnenen Zeit studieren. Meine Rechnung ging auf, in der Uni lief nach einer Eingewöhnungsphase auch alles bestens - ich machte mir dort überhaupt keinen Stress dort und kam (erstaunlicher Weise) mit meiner begrenzten Zeit und ein wenig Geschick (latente Arbeitsvermeidungstaktik) durch. Auf einmal hatte ich wieder eigene Kontakte, ich half anderen bei Kleinigkeiten und bekam dafür z.B. einmal von einem Kommilitonen als Dankeschön für eingesparte Reisekosten ein Buch geschenkt. Im Büro ging es drunter und drüber wie immer. In der Uni bekam ich aus dem Büro erboste Anrufe über angeblich falsche oder nicht fertige Dinge, und ich müsse sofort ins Büro kommen.... Ich war richtig froh, sobald ich in der Uni entspannt in der Vorlesung oder im Seminar saß. Das Geld, das ich nun weniger in der Tasche hatte, tat mir gar nicht weh, zumal die Abzüge ja auch anteilmäßig weniger wurden (Steuerklasse 1). Die neu gewonnene Freiheit war viel wertvoller.

Ein halbes Jahr, bevor ich das Aufbaustudium abgeschlossen hatte, gab es einen Crash im Büro. Eines sommerabends, es war schwül-heiss -eine gewisse Endzeit-Stimmung hatte sich aufgrund des nachlassen des Stresses mit Projekt-Fertigstellung schon breit gemacht- mussten wir alle zusammen zum Professor kommen. Uns 40/50 Leuten wurde erklärt, das Büro habe kein Geld und zu wenig neue Aufträge, am nächsten Tag würden Einzelgespräche über Entlassungen geführt. Mir war gleich klar, dass ich dabei sein würde. Ich schlief die ganze Nacht nicht, und war deswegen morgens ungewöhnlich früh im Büro, noch vor der Projektleiterin, die gewöhnlich um 7 Uhr kam. Beim reinkommen guckte sie mich ganz erstaunt an, ihr Blick sagte mir schon, dass ich dabei sein würde. Später rief sie mich dann zum Chef. Wieder hatte ich Glück: Man akzeptierte mich noch bis zum Abschluss des Aufbaustudium, dann müsse ich gehen. Dies hatte ich offensichtlich meiner Projektleiterin zu verdanken, die ich inzwischen überhaupt nicht ausstehen konnte -ob sie das nicht gemerkt hatte?!?!
Ich "vegetierte" also noch ein halbes Jahr vor mich hin, irgendwann bekam ich auch keine neuen Aufgaben mehr, musste keine Überstunden mehr machen, gab mir aber auch keine sonderliche Mühe mehr. Ich zeichnete jetzt in aller Ruhe ein Paar detaillierte Treppenhausschnitte. Während ich mich am Ende des Jahres ganz entspannt in den Weihnachtsurlaub verabschiedete, fochten am Nachbartisch zwei vielleicht 30-jährige Kollegen einen heftigen Kampf mit irgendeiner Fassaden-Ausschreibung für ein anderes Projekt in einem anderen Bundesland, die Projektleiterin immer streng beobachtend im Hintergrund.

Ich schrieb jetzt Bewerbungen, erhielt auf viele keine Antwort oder eine Absage. Bis ich dann zwischen Weihnachten und Neujahr, die Architekturbüro-Chefs hatten jetzt Zeit gefunden, an einem Tag gleich zwei Anrufe erhielt. Nach hin und her, ich bekam den Job in der näher gelegenen Stadt, der mir ohnehin mehr zusagte (dort suchte man gleich mehrere Architekten). Innerhalb kürzester Zeit machte ich mein zweites Diplom, machte im alten Büro, das inzwischen in den eigenen Neubau umgezogen war, einen auf nett und gab Kuchen aus, schob der Buchhaltung den Büroschlüssel unter der Tür durch und ging. Weshalb ich schon wieder einen Preis für das Diplom erhielt -diesmal war es "nur" einer von mehreren aus der zweiten Kategorie- weiss ich nicht so genau, und wie ich das geschafft habe, schon gar nicht. Genützt hat es bisher nichts, dann in der Bewerbung hatte ich dies bis dato nicht abgeschlossene Aufbaustudium aus taktischen Gründen verschwiegen.

Im neuen Büro ganz anderes Klima, die Chefs waren jungsche Typen. Direkt nach dem Bewerbungsgespräch habe ich gegenüber meinen Bekannten/Familie volle Kanne über die beiden gelästert, weil ich denen einfach nicht über den Weg traute. Dies stelle sich hinterher als absolut falsch heraus. Mit der tatsächlichen Freundlichkeit gegenüber den Mitarbeitern ging jedoch auf der anderen Seite eine gewisse "Naivität" gegenüber den Bauherrn einher.
Ohne auf die Details einzugehen: Jetzt entlarvten sich mehr und mehr die Bauherrn als das eigentliche Problem. In dem Beitrag weiter oben von "weasel vom 14. August 2009 16:03" ist dies vollkommen richtig beschrieben. Jedenfalls rutschte ich zwei/drei Jahre später, jetzt wieder in einer anderen Stadt, in die ich auf Wunsch des Bauherrn, der meinen Chef unter Druck setzte, gezogen war, in die Position eines Projektleiters für ein "kleineres" Gebäude, aber auch ein öffentliches Projekt. Mit dem jetzt gutartigen Chef im Hintergrund kämpfte ich gegen Windmühlen, so kam es wir jedenfalls vor. Alles in allem war es wieder ein sehr freudloses Arbeiten. Mein bester Mitarbeiter war ich selbst, zusammen mit einem (wechselnden) Studenten. Bauleitung musste ich zum Glück nur unterstützend machen, was aber dazu führte, mich auch noch hausintern immer wieder rechtfertigen zu müssen, weil ja nur ich die Historie kannte. Ich habe sozusagen alles aufgekehrt, was hinten runter fiel.
Nachdem dieses Projekt nun auch fertig ist, bin ich gewisser maßen "müde" geworden. Nicht dass ich mehr Zeit für was anderes hätte - es ist einfach eine Blockade im Kopf, über die ich nicht hinweg komme. Freude angesichts "schöner, fertiggestellter Projekte", wie diese in Architekturzeitschriften immitiert wird, mag sich einfach nicht einstellen. Zu deutlich sind die Spuren, die der ewige Stress und Streit hinterlassen haben.
Nachfolgeaufträge gibt es derzeit kaum, oder zumindest nicht im notwendigen Umfang. Ich bekomme mit, wie schwierig es ist, trotz Referenzen an geeignete Aufträge heran zu kommen. Ein großes Problem sind die von den Architekten im allgemeinen selbst propagierten Wettbewerbe, bei denen im Schnitt von mir geschätzt 80% der eingereichten Arbeiten erstellt werden, ohne dass die Büros jemals irgendeine Vergütung dafür erhalten hätten. Bauherrn lassen die Architekten am ausgestreckten Arm verhungern, so nach dem Motto, zeichne uns doch für dieses und jenes Grundstück mal einen Entwurf.... Nach dem 10. kostenlos angefertigten Entwurf fragt man sich doch mal, ob der Investor jetzt nicht endlich auch mal eines der Projekte realisieren müsste....
Als Planer sitze ich trotzdem quasi in der Mitte des jetzt sehr kleinen Büros, in dem ein kleines Projekt bearbeitet wird. Ich versuche mich dem ein wenig zu entziehen, weil ich den Stress einfach nicht mehr aushalte. Die Überstunden werden auch einfach nicht weniger, es häufen sich immer mehr an. Ich habe Resturlaub, noch und noch, aus vergangenen Jahren. Mir graut es immer vor den wöchentlichen Besprechungen mit dem auch in diesem Fall polemischem Bauherrn, der von sich glaubt, ein echter Sonnenkönig zu sein. Und doch ist er nur einer der vielen "mittelständischen Unternehmer", die von der Politik so propagiert werden. Vor allem graut es mir in diesen Runden vor den ständigen Schwanzvergleichen, wer welches Auto fährt, wie sein Haus neu gebaut hat, und warum Porsche-Fahrer bei Schnee mit der Straßenbahn fahren, Luxusprobleme, die mich nicht interessieren.
Immerhin habe ich jetzt eine schöne 2-Zimmer-Miet-Wohnung im sanierten Altbau in der Stadt, einen 14 Jahre alten Kleinwagen, der schön brav draussen auf der Straße parkt, weil ich ihn nur für weite Strecken benutze, und 200 EUR brutto mehr gegenüber dem Einstiegsgehalt (von vor ca. 9 Jahren) in der Tasche. Von Weihnachts- oder Urlaubsgeld war in diesem Büro noch nie die Rede. Meine Eltern verstehen das ganze nicht wirklich, und gegenüber dem Rest der Verwandtschaft, vor allem jenen aus Süddeutschland (Baden-Würtemberg) sollte man tunlichst über etwas anderes Reden.

Der Anfang der Geschichte ist nicht einmal 10 Jahre her. Manches mag klingen wie frei erfunden. Vielleicht denkt ihr auch, ich wäre nicht ganz dicht. Es sei euch unbenommen. Wen ich an die Zeit in dem ersten Büro zurückdenke, wird mir immer noch mulmig, ich fühle sofort wieder den entsetzlichen Druck, der täglich in der Luft hing.
Das Gehalt ist mir nebensächlich. Was nützt es, wenn du mit dem Stress und dem Umfeld auf Dauer nicht klar kommst. Die ersten Jahre hält man das aus, aber keine Jahrzehnte. Übrigens ist der Professor kürzlich erneut Vater geworden. Seine Projektleiterin hatte einen Schlaganfall und ist dann nicht mehr auf die Beine gekommen. Wie es ihr jetzt geht, weiss ich nicht.

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Sollte der Artikel zu unsachlich oder zu lang sein, oder nicht ins Konzept passen, darf er von den Moderatoren kommentarlos gelöscht oder verschoben werden.
Quellenachweis

noone 22.01.2010 20:50

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
tja der Job als Architekt ist schon hart.In anderen Berufen hat man in gewissen Positionen auch punktuell mal Stress,z.B. bei der Bilanzierung am Quartalsende, Produktions oder Lieferfristen u.ä.

Trotzdem leiden wir Architekten enorm unter Dauerstress oder Existenzangst - genau wie im Artikel beschrieben. Das liegt meiner Erkenntnis nach an den mangelhaften Kenntnissen der betriebswirtschaftlichen Organisation der Büroinhaber. Es gibt auch positive Beispiele, die Masse hat aber einfach keine strukturierte Organisation, wie die Umsätze so einzusetzen sind, dass weder zu viel noch zu wenig pro Kopf zu bearbeiten ist. Viele Chefs schaffen es dazu auch nicht,konstant zu akquirieren, so dass eine konstante Lage erreicht wird. Meist besteht der Alltag aus ups und downs, Stress und Angst, so wie beschrieben.

Gute Strukturen findet man oft in grossen, routinierten Büros, die sich über die Jahre diese Strukturen erarbeitet haben.

Wir Architekten haben einen schweren Standpunkt, wer nicht mit dem Stress der Verantwortung und dem Termindruck zurechtkommt, wird es wohl auf Dauer nicht schaffen. Ob man diese Belastbarkeit hat, kann man aber auch schon im Studium ersehen. Prinzipiell muss jeder für sich überdenken, welche Arbeit individuell passt.

Archimedes 23.01.2010 10:03

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Danke an Archiologe für die Veröffentlichung des interessanten Beitrags.

Der Beitrag von "leipziger" ist mit Sicherheit nicht frei erfunden und sollte von Architekturstudenten oder solchen, die sich über ein Architekturstudium Gedanken machen, aufmerksam gelesen werden.

Solche Storys sind im Architekturbereich sicher keine Einzelschicksale oder Ausnahmen, sondern eher die Regel. Es gibt Viele, die es schlimmer trifft und einige, denen es besser geht in diesem Job.
Die Geschichte von leipziger sollte aber ernstgenommen werden.

Alle die sich auf ein Architekturstudium einlassen, sollten wissen was sie erwarten kann.

schwungrad 24.01.2010 01:15

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Ich persönlich halte Architektur für das schönste Studium überhaupt, egal ob an der Uni oder im Beruf. Insofern lohnt es sich für mich in jedem Fall.

Archimedes 24.01.2010 11:39

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von schwungrad (Beitrag 37304)
Ich persönlich halte Architektur für das schönste Studium überhaupt, egal ob an der Uni oder im Beruf. Insofern lohnt es sich für mich in jedem Fall.

Studierst Du denn noch oder hast Du schon Diplom und Job?

m0rti_one 24.01.2010 12:24

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Also ich find die Geschichte vom "leipziger" ja auch total traurig aber ich frag mich wer genau ih gezwungen hat das alles so mitzumachen.... selbst Schuld woll.

Archiologe 24.01.2010 18:48

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von m0rti_one (Beitrag 37310)
Also ich find die Geschichte vom "leipziger" ja auch total traurig aber ich frag mich wer genau ih gezwungen hat das alles so mitzumachen.... selbst Schuld woll.

Ich würd mal sagen, der Beruf zwingt einen, das alles mitzumachen. Denke mal, 95% der Architekten können leipzigers Bericht so voll unterschreiben.

Archimedes 24.01.2010 21:59

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Leipziger's Bericht kann man entnehmen, daß er heute mit ca. 10 Jahren Berufserfahrung für ca. 2.200 € brutto im Monat arbeitet.
Das ist doch mal eine verwertbare Aussage für die ständigen Gehaltsthreads und eine "rosige" Aussicht für alle mit Durchhaltevermögen.
:sealed:

jarrid 25.01.2010 11:52

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
seinem namen nach, arbeitet er wohl in ost-deutschland - vllt auch nicht so uninteressant.
was ich erstaunlich finde ist, dass er zu anfang seines berufslebens fast das selbe verdient hat, wenn man mal die inflation mit in betracht zieht eher weniger.
das macht eigentlich garkeinen sinn, warum bezahlen büros für berufsanfänger das selbe gehalt wie für leute die 10 jahre berufserfahrung haben...

noone 25.01.2010 12:05

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Naja, zu seinem Werdegang fallen mir zwei Dinge auf:

er hat sehr gute Vorraussetzungen, da er ja scheinbar immer in guten/grossen Büros beschäftigt war -

und

dass er wohl trotz den guten Leistungen und auch Studien es nicht geschafft hat, zum Projektleiter zu werden oder in irgendeiner Art und Weise seine Stellung im Betrieb zu verbessern.

Wenn ich dazu noch lese, dass er nach 10 Jahren noch immer für dasselbe Gehalt (+-200€) wie als Absolvent arbeitet, dann muss ich einfach daraus interpretieren, dass er trotz allen guten Leistungen wohl ziemlich unorganisiert oder einfach nur weltfremd ist.

Bitte jetzt keine Grundsatzdiskussionen über Gehälter in der Architektur, aber mit 10 Jahren Berufserfahrung muss man schon in Führungspositionen sein oder zumindest ein besseres Gehalt haben als als Absolvent. Bei einer entsprechenden Bewerbung mit dieser Erfahrung muss man sich auch entsprechend präsentieren, ich würde mich nicht mit meinen Leistungen und meiner Erfahrung auf die Stufe eines Absolventen reduzieren lassen. Der Output eines erfahrenen Architekten ist ja auch ein ganz anderer als der eines Absolventen.

Ich kann an dieser Stelle nur wieder dazu einladen, mal eine Tour auf Arc vote zu machen, wo man sich auch die Gehälter dieser Personengruppe vergleichen kann. Davon ist Leipziger meilenweit entfernt.

Archimedes 25.01.2010 14:11

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37327)
Bitte jetzt keine Grundsatzdiskussionen über Gehälter in der Architektur, aber mit 10 Jahren Berufserfahrung muss man schon in Führungspositionen sein oder zumindest ein besseres Gehalt haben als als Absolvent.

Aber das mit der Führungsposition nach einigen Jahren kann ja auch nicht bei Jedem klappen, denn sonst gäbe es vielmehr Leute in Führungspositionen als normale Angestellte.

Rechnen wir mal mit durchschnittlich 35 Jahren, die ein Architekt (nach dem Diplom) auf dem Arbeitsmarkt ist. Wenn Jeder nach 10 Jahren eine Führungsposition im Büro übernehmen würde, dann hätten wir ein Verhältnis von 2,5 : 1,0 (Führungspositonen : Angestellte) auf dem Arbeitsmarkt. Also kämen in einem Büro mit 14 Leuten auf 4 Mitarbeiter (Architekten), ca. 10 leitende Personen (Architekten).
Das gibt es aber so auch nicht.
Viel eher sind es in Büros dieser Größe 11-12 Mitarbeiter und evtl. 2-3 leitende Personen.

Ich denke es gibt jede Menge Leute, wie Leipziger, die in allen möglichen Büros, vor allem mittleren und großen, ihren Dienst verrichten ohne große Aussichten auf Aufstieg oder großartige Gehaltsverbesserungen.

Das Leipziger's Gehalt sich nicht verbessert hat, spiegelt durchaus die Entwicklung am Bau- und Arbeitsmarkt wieder. Denn dort hat sich seitdem auch nichts verbessert. leipziger hat zu einer Zeit begonnen (2000), als Vieles noch im Aufstieg begriffen war und die große Blase noch nicht geplatzt war. Es gab auch sicher mehr Arbeitsplätze für Architekten.

4.000 DM damals schon recht gut als Einstiegsgehalt. Heute müßte er evtl. mit 1.500 - 1.800 € einsteigen und könnte vielleicht nach 6-12 Monaten erstmals über 2.000 € (4.000 DM) kommen.

Archimedes 25.01.2010 14:15

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37327)
er hat sehr gute Vorraussetzungen, da er ja scheinbar immer in guten/grossen Büros beschäftigt war -

Das würde ich etwas anders bewerten:

Du mußt "nette" Studienprojekte, eine interessante Adresse aus dem Praxissemester und ein gutes Diplom nachweisen um bei solchen Büros als Absolvent zu landen.
Ob Du damit sehr gute Vorraussetzungen hast um ein brauchbarer Architekt zu werden steht auf einem anderen Blatt.

timtonnendach 25.01.2010 22:54

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Das ist schon alles sehr deprimierend. Naja - hoffen wir, dass die Rezession in 2010 nicht auf dem Bau ankommt und alles noch kaputter macht :(

noone 26.01.2010 07:06

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Archimedes,

dass nicht jeder führen kann ist klar. Viele der Ü-35 jährigen landen auf kurzer oder langer Sicht in der Selbstständigkeit, andere machen mehr Bauleitung etc etc. Mein Anspruch ist und bleibt, dass wenn man 10 Jahre älter ist als ein Absolvent, nicht die gleiche innerbetriebliche Stellung haben kann. Ansonsten hat man etwas falsch gemacht bei seiner Karriere.

Dagobert 28.01.2010 00:21

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Was mit Absolventen ob Architekt oder Bauingenieur nach dem Studium gemacht wird ist zum Teil eine Frechheit, das es nicht einfach auf dem Markt ist dürfte jedem klar sein der zu studieren beginnt, ich habe im Jahr 2009 mein Studium (Architektur) abgeschlossen, ich habe die Richtung Baumanagement vertieft da mir während des Studiums bewußt wurde das mir der Bereich Baumanagement eher liegt als das reine Entwerfen. Während meines Studiums habe ich keine langen Praktika in Büros gemacht nur das BPS in einem Planungsbüro (Betriebsklima dort unter den Ingenieuren war zum Teil eisig), es hat ca. 1-2 Monate gedauert bis die ersten Einladungen zu Vorstellungsgesprächen eintrafen. Meine Bewerbung bestand nicht aus einer Mappe mit Projekten sondern aus einer klassischen Bewerbung (Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse). Es meldeten sich letztlich ca. 5 Firmen der unterschiedlichsten Art (auf reinen Entwurf habe ich mich dabei nicht beworben).
Bei den Vorstellungsgesprächen erlebete ich die unterschiedlichsten Vorgehensarten der Gegenüber, in einer Baumanagementabteilung eines großen Architekturbüros wurde mir während des Vorstellungsgespräches vorgehalten ich würde lügen, man würde das was ich als Studieninhalt schildere nicht unter den Fächern verstehen und man würde am liebsten den Prof. anrufen und dies abklären.
Zum Glück war dies nicht das erste Vorstellungsgespräch und ich hatte bereits eine Zusage in der Tasche, somit konnte ich gelassen reagieren, zwei Minuten später sagte man mir ich könnte anfangen auch zu meinen finanziellen Bedingungen, ich empfand das Vorgehen als Frechheit.
Bei einem anderen Vorstellungsgespräch eines großen Herstellers von Hallen wurde mir beim Vorstellungsgespräch gesagt es wären keine Stellen frei!! - warum lädt man dann zu einem Vorstellungsgespräch ein? - Man sagte mir ich könnte als freier Mitarbeiter anfangen, das hörte sich für mich sehr nach Scheinselbstständigkeit an - Bauleiter, erste Stelle als freier Mitarbeiter? -Als ich sagte das dies für mich nicht in Frage kommt sagte mein Gegenüber evt. wäre auch ein Jahresvertrag in Festanstellung drin.
Ein weiteres Vorstellungsgespräch war in einem Unternehmen der Baustoffindustrie, sowie bei einem staatlichen Unternehmen. Und bei einer Baufirma. Diese Gespräche liefen freundlich sachlich und ohne "Tricks ab".
Viele Firmen versuchen auf Bewerber beim Vorstellungsgespräch Druck auf den Bewerber zu machen mit Sprüchen in der Richtung "besser so wie wir wollen, als gar nicht arbeiten". Aber wie soll es ein gutes Arbeitsverhältnis geben wenn man versucht schon beim Vorstellungsgespräch die Leute zu Unterdrücken?
Und nachdem was ich gehört habe wird dies im Bereich des reinen Entwurfs eher noch verstärkt betrieben. Bekannte von mir die ein "reines Architekturstudium" absolviert hatten und in den Entwurf wollten, wurden zum Teil mit Gehältern abgespeist, für das Geld hätte ich lieber in meinem alten Job (Ausbildung im Baunebengewerbe) gearbeitet ca. 12-1300 Brutto, tw. Scheinselbstständigkeiten.
meine Érfahrungen zum Gehalt im Bereich der Bauleitung, (gestützt durch mehrere Studienkollgen) liegt bei ca. 33-36.000€/ Jahr als Einstiegsgehalt.
Im Bereich der Architektur liegen die Werte eher im Bereich von 16-26.000€ / Jahr, wobei die Tendenz bei diesem Wert eher im unteren Bereich angesiedelt ist.
Was für ein abgeschlossenes Studium ein Witz ist.

m0rti_one 28.01.2010 09:33

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Da ich noch studiere weiss ich ich es jetz gerade einfach nicht besser - möchte es aber wissen :)
Wie wird man denn als Absolvent direkt nach dem Studium als Bauleiter eingestellt? spielt da Erfahrung nich ne große Rolle? oder ist man eher Assistent der Bauleitung?

Archimedes 28.01.2010 12:35

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von Dagobert (Beitrag 37413)
Im Bereich der Architektur liegen die Werte eher im Bereich von 16-26.000€ / Jahr, wobei die Tendenz bei diesem Wert eher im unteren Bereich angesiedelt ist.
Was für ein abgeschlossenes Studium ein Witz ist.

Das ist in der Tat ein Witz, aber leider nachvollziehbar. Das was teilweise von den Hochschulen mit Architekturdiplom in die Welt entlassen wird ist nämlich auch ein Witz. Manche Leute könnte man tatsächlich nur zu Gehältern von Auszubildenden im 3. Lehrjahr einstellen, weil sie oft einen ähnlichen Wissenstand haben bzw. auch nicht mehr für das Büro leisten können. Die eigentliche Ausbildung übernehmen die Büros nach dem Studium.
Böse Worte wird man mir jetzt unterstellen, aber leider ist es allzuoft so. Natürlich sind auch andere Akademiker nicht sofort voll leistungsfähig, wenn sie ihren ersten Job nach dem Studium antreten, nur sind die Wissenslücken bei fertigen Architekten doch beachtlich und die Architekturbüros sind wirtschaftlich nicht so stark wie große Unternehmen, die sich lange Trainee-Programme erlauben können.

Das die Büros bzw. die Verantwortlichen bei den Einstellungsgesprächen pokern und den Bewerbern auf den "Zahn fühlen" ist nachvollziehbar, so lange es nicht unverschämt wird. Tatsächlich muß man manche Bewerber herausfordern, da es doch Einige gibt, die sich fremden Federn oder mit Kenntnissen schmücken, die sie nicht besitzen.

Die richtigen Leute für's Büro zu finden ist auch für die Büros nicht leicht und kostet viel Zeit und Energie. Darum möchte man nach mehreren Vorstellungsgesprächen auch diejenige/denjenigen auswählen, der ins Team paßt und sich nicht nach einigen Wochen als Mogelpackung entpuppt.

noone 28.01.2010 12:35

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
@morti one

Viele Firmen stellen Absolventen direkt als Bauleiter ein - bei grossen Projekten gibt es ja noch Oberbauleiter, die dann die Bauleiter mitbetreuen.

Prinzipiell gilt oft das Sprung-ins-kalte-Wasser-Prinzip.

noone 28.01.2010 12:52

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Die Ansprüche an den Bewerber sind ein Thema für sich.

Durch die Bologna-Reform ist das Studium weiter verkürzt worden. Ich greife mal gerne das Beispiel Bauantrag auf:

Wie soll ein Absolvent der Architektur einen Bauantrag machen können? Es gibt unzählige Baugesetze, die brücksichtigt werden müssen. Dieser Teil wird ja an den Hochschulen noch vermittelt. Weiter geht es mit den Planzeichenverordnungen, den Flächenberechnungen, Formularen Tabellen etc etc. Wie soll ein Absolvent dies alles im Studium erlernen?

Wie in allen akademischen Berufen gilt in der Architektur auch, dass die Grundkenntnisse vermittelt werden, und die Leute durch die Basis den Rest selbst dazulernen können.

Die Architektur ist ein hochkomplexes Feld, ein Architekt muss bis ins Detail planen können, und das auch noch Gewerkeübergreifend. Die Handwerker lernen jeweils nur ihr eigenes Gewerk.

Es ist ja völlig klar, dass ein Absolvent sowohl im Entwerfen, bei der Werkplanung und den Bauvorschriften mindestens 2 Jahre braucht, bis er selbstsicher und selbstständig arbeiten kann.

Dreh- und Angelpunkt bei der ganzen Sache ist die Moral der Wirtschaft. Wenn ich als Unternehmen diese Einarbeitung nicht will, kann ich ja erfahrene Fachkräfte einstellen.

Das wollen die Büros aber dann auch nicht, weil man diese Leute dann mit ordentlichen Gehältern abspeisen muss und nicht mehr für dumm verkaufen kann.

Die Büros strukturieren sich so, dass sie genug erfahrene Projektleiter halten, die dann die ständig auszuwechselnden Absolventen bei den Zeichenarbeiten managen.

Der AIP ist - so denke ich - ein ganz guter Kompromiss, der Absolvent bekommt ein relativ niedriges Gehalt, wird aber weitergebildet. Absolventen vor AIP-Zeit bekamen meist noch weniger angeboten.

Die Diskussion dreht sich einfach im Kreis: auf der einen Seite argumentieren die Inhaber, die eigene Wirtschaftliche Interesse verfolgen, auf der anderen Seite die Arbeitnehmer, die unter schlechten Gehältern und Dauerstress leiden.

Studien aus Tarifgebundenen Berufen belegen ja - man denke an Schlecker - dass in Deutschland immer wieder Wege gesucht werden, teure Mitarbeiter mit Billig-Arbeiter auszutauschen.

Dies ist einfach die aktuelle Wirtschaftsmoral. Die der Wirtschaftswunderjahre haben wir längst gegen die Geiz-ist-geil Mentalität getauscht. Ein flächendeckender Mindestlohn ist das einzige, was da Abhilfe schaffen kann.

Archimedes 28.01.2010 13:15

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
AIP ist sicher eine gute Sache, nur wird diese Lösung von vielen Absolventen gar nicht gerne in Anspruch genommen, weil sie glauben, daß sie mit ihrem Studium schon Großartiges geleistet haben und sofort richtig gut verdienen müßten.

Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37419)
Ein flächendeckender Mindestlohn ist das einzige, was da Abhilfe schaffen kann.

Der würde Abhilfe schaffen und zwar so, daß noch mehr Unternehmen und Dienstleister ins günstigere Ausland abwandern würden (siehe Nokia) und die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter steigen würde.

Ich glaube nicht, daß so etwas in Deutschland flächendeckend funktioniert. In kleinen Systemen und Steueroasen wie Luxemburg funktioniert so was, weil dort viele Gelder aus der gesamten EU hinfliesen, da verschiedene EU-Institutionen und zahlreiche Banken über Jahrzehnte angesiedelt sind und allgemein ein hohes Preisniveau akzeptiert wird.

In Deutschland ist es leider so, daß die Unternehmen, die rein auf die Moralschiene setzen nicht mehr wettbewerbsfähig sind und schliessen müssen.
Beim Geiz-ist-Geil-Prinzip müssen sich aber alle an der eigenen Nase ziehen, die lieber beim Discounter als bei Tante Emma oder beim Metzger um die Ecke einkaufen, die vielleicht 20 % teurer sind.

Kieler 28.01.2010 13:42

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 37417)
...Das was teilweise von den Hochschulen mit Architekturdiplom in die Welt
entlassen wird ist nämlich auch ein Witz...

Würdest Du Dich auch dazu zählen, soll heißen ist das ein generelles, ein
institutionelles oder ein individuelles Problem?

Archimedes 28.01.2010 14:47

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von Kieler (Beitrag 37421)
Würdest Du Dich auch dazu zählen, soll heißen ist das ein generelles, ein
institutionelles oder ein individuelles Problem?

Ich zähle mich in sofern dazu, als das ich ohne meine beruflichen Erfahrungen vor und während dem Studium nach meinem Diplom sicherlich auch ziemlich blauäugig auf den Arbeitsmarkt gestolpert wäre.
Ich habe (leider) schon vor dem Studium erfahren, wie es bei den Architekten läuft und konnte es dennoch nicht lassen. ;)
Natürlich ist es ein generelles Problem mit der Architektenausbildung, nicht nur in Deutschland. Ich denke auch nicht, daß man die Studienordnung ganz umstellen muß oder kann. Etwas mehr Praxis und etwas weniger "Freiform" wäre sicherlich angebracht, aber man muß die Studenten rechtzeitig und deutlicher darauf hinweisen, daß das Studium nur eine Teiletappe zum Architekten ist. Ich denke, daß wird von vielen Architekturstudenten falsch verstanden. Dadurch entstehen viele Mißverstände zwischen Absolventen und Arbeitgebern. Es werden auf beiden Seiten falsche Erwartungshaltungen aufgebaut.
Man sollte gleich am Anfang sagen, daß nach 10 Semestern Theorie (Architekturstudium mit Diplom) noch mind. 4 Semester Praxis (AIP, erste Stelle) folgen und man dann erst ein "brauchbarer" Absolvent ist, der ab dann natürlich auch Anspruch auf eine ordentliche Bezahlung hat.
Bei Ärzten sieht es doch ähnlich aus.

Kieler 28.01.2010 15:04

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
wir wär´s denn eigentlich Studiengänge für die ersten bzw. die letzten
Leistungsphasen zu trennen, wie es in einigen anderen Ländern ist.
Vielleicht auch erst nach dem Vorstudium im Bereich Planung oder Bauleitung zu
vertiefen.
Ich habe eine Weile bei den nördlichen Nachbarn studiert, die machen das so,
und ich find´ das eigentlich gar nicht schlecht, umso besser je komplexer der
gesamte Bauprozess wird.
Unsere Profs meinten immer, dass das Mist sei, ein Architekt muss tuttikompletti
sein, mir fällt dabei aber kein einziger Prof ein, der das von sich hätte behaupten
dürfen ;)

Archiologe 28.01.2010 15:07

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37419)
Durch die Bologna-Reform ist das Studium weiter verkürzt worden. Ich greife mal gerne das Beispiel Bauantrag auf:

Wie soll ein Absolvent der Architektur einen Bauantrag machen können? Es gibt unzählige Baugesetze, die brücksichtigt werden müssen. Dieser Teil wird ja an den Hochschulen noch vermittelt.

Bauantrag und Baugesetze!?
Habe ich im Diplomstudium nie von gehört!
Bei uns wurden Studenten, die es sich erlaubten, den Plan zu vermaßen, vom Prof. abgestraft und von den anderen Studenten belächelt! Ich gehe heute davon aus, daß diese Komulitonen bereits aus der Praxis kamen und wußten, was einem Architekten im Alltag erwartet.:o

Man sollte nach dem Bachelor entscheiden können, ob man einen theoretischen Master (Baugeschichte, Entwurfstheorie, etc.) oder einen praktischen Master (Bauleitung, Baugesetze, Kostenrechnung, etc.) macht. Dann kann keiner mehr sagen, er habe sich nicht für einen Zweig entscheiden dürfen.

noone 28.01.2010 15:12

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Ich glaube nicht, daß so etwas in Deutschland flächendeckend funktioniert. In kleinen Systemen und Steueroasen wie Luxemburg funktioniert so was, weil dort viele Gelder aus der gesamten EU hinfliesen, da verschiedene EU-Institutionen und zahlreiche Banken über Jahrzehnte angesiedelt sind und allgemein ein hohes Preisniveau akzeptiert wird.

In Deutschland ist es leider so, daß die Unternehmen, die rein auf die Moralschiene setzen nicht mehr wettbewerbsfähig sind und schliessen müssen.

Inzwischen besitzen sehr viele europäische Nachbarländer flächendeckende Mindestlöhne.
Ich denke, dass gerade in Deutschland die Politik besonders gerne dieses Argument vorbringt, um Angst bei den Menschen zu generieren, und diese stillzuhalten.

Welche Auswirkungen wird das auf die Wirtschaft haben? Die schlimmste ist, dass die Preise steigen, um Produktionskosten abzudecken. Linear dazu steigen dann aber auch die Gehälter, d.h. die Kaufkraft wird eher gestärkt als geschwächt.

Es ist ein Unding, dass die Branche der Hotels, die jetzt noch 9% Gewinn dazugarantiert bekommen hat, Zimmermädchen von teilweise bis zu 2 € bezahlen. Das Problem ist ja nicht, dass bei den Zimmerpreisen von +-90 € pro Nacht das Gros des Umsatzes an die Zimmermädchen für die Reinigung ausgegeben wird.
Real ist das Problem vielmehr, dass die Reinigungskräfte die Arbeiten so einteilen müssen, dass sie überhaupt noch irgendwas von den 2 € an Gewinn mitnehmen können. Das Thema ist auch hier (wie in der Architektur), dass es keinen Tarifvertrag gibt.


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